…gerne zitiere ich Rudi Mair vom Lawinenwarndienst Tirol:
„Die Lawine weiß nicht das Du ein Profi bist“….Profi gefällt mir allerdings nicht so, ich würde eher sagen ein gut ausgebildeter Tourengeher der sich schon seit Jahren mit der Lawinenkunde auseinander setzt und regelmäßig jeden Winter Skitouren im freien Gelände geht, das ist genau die Klientel um die es hier gehen soll.

Sehr oft wurde die Tourenplanung akribisch am Vorabend nach dem erscheinen des Lawinenprognoseberichts gemacht. Die Teilnehmer der Tour am nächsten Tag sind bekannt, Stärken und Schwächen, Kondition und Erfahrung…
Doch dann, während der Tour passiert es ganz plötzlich, wir tappen in Entscheidungsfallen, diese führen uns in eine Lage in die wir nie hineingeraten wollten und in der Theorie, im stillen „Tourenplanerkämmerlein“, auch nie geraten würden weil wir dort noch „frei“ sind von den Gruppenzwängen.
Gewisse Muster treten immer wieder auf und sind für viele Unfälle entscheidend. Keiner ist vor solchen Fehlern sicher, aber ein kurzer Check dieser Fallen kann mich/jeden auf seine eigenen Schwächen aufmerksam machen. Kein Pilot dieser Welt würde nur im Traum daran denken ohne den obligatorischen Check fliegen zu wollen, niemals !

Die untersuchten Lawinenunglücke können uns nur bedingt erklären, was zum Fehlentscheid geführt hat, weil meist eine Reihe falscher Entscheide getroffen wurde. Wenn wir uns im freien Gelände bewegen müssen wir uns mit Schnee auskennen, keine Frage. Aber viele haben dieses Wissen und machen doch plötzlich den entscheidenden Fehler. Wenn wir mehr Leben retten wollen, müssen wir besser verstehen wie wir unsere Entscheidungen treffen.

Es gibt sechs Fallen der Warnehmung, FACETS genannt:
Familiarity
Ich kenne mich hier aus, diese Linie
war noch immer sicher.
Acceptance
Ich will nicht die Spielverderberin
sein, die sich nicht traut.
Commitment
Jetzt sind wir schon so weit gekommen, jetzt können wir nicht mehr zurück.
Expert Halo
Der da vorne, der weiß schon,
was er tut!
Tracks
Lass uns die Linie fahren, bevor die
hinter uns da sind.
Social Facilitation
Die anderen fahren das auch. Das ist bestimmt sicher.
Das „Beste“ kommt zum Schluss, viele wissen das ganz genau und viel wissen auch ganz genau das sie auch schon in genau diese Fallen getappt sind, natürlich passiert oft nichts, leider wissen wir nie wie nahe wir an einer Auslösung bzw. einem Lawinenunfall dran waren, das gibt leider immer eine gefährliche Rückmeldung, es ist ja nichts passiert, ergo haben wir alles richtig gemacht.
Vielleicht nehmen wir uns einfach mal die Zeit während der Tour, vor dem Einzelhang und auch zwischendurch immer wieder diese Checkliste abzuarbeiten, natürlich in Kombination mit der jeweiligen Gefahrenbeurteilung und Risikoabschätzung (Snowcard, 3×3 Methode, Stop or Go etc……).
Wir müssen den Hang nicht befahren, die wenigen Sekunden Spaß zahlen sich nicht aus. Es gibt immer eine Möglichkeit umzudrehen oder eine sichere Variante zu wählen. Sich davon nicht beirren zu lassen wenn andere vielleicht trotzdem den Hang befahren und nichts passiert. Auch das wird nur im Kopf entschieden. Wenn ich zurück blicke auf die vielen Bergtouren blieben mir gerade die in guter Erinnerung welche ich abgebrochen habe, auch 20m unter dem Gipfel, denn das Gipfel sammeln ist nicht das Ziel sondern das was wir auf dem Weg zum Gipfel erleben und vor allem was wir uns erzählen können wenn wir wieder zurück sind.

FACETS – noch nie gehört, aber eine sehr einleuchtende Entscheidungshilfe. Sogar auf andere Lebensbereiche anwendbar.
Danke dir, Frank. Wieder was gelernt!
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